Sich alleine durchwursteln
Symbolbild (Bildnachweis)
Martin* studiert Ernährung & Diätetik im Bachelor und muss nach eigenen Angaben häufig Praktika absolvieren. Er erzählt von einem Praktikum, in dem er acht Wochen beschäftigt war. Er erhoffte sich von diesem Praktikum, den Praxisbezug zu seinem Studium zu erhalten. Dabei arbeitete er in der Regel sehr selbstständig, was für ihn zwar sehr gute Aspekte beinhaltete, aber definitiv auch Nachteile:
«Ich hatte kaum Einarbeitungszeit und kannte die Abläufe im Betrieb nicht. Ich war noch mitten in meiner Ausbildung und hatte definitiv noch nicht ausreichend Kompetenzen, um in voller Eigenverantwortung zu arbeiten. Deshalb hatte ich auch ständig ein Gefühl von Überforderung. Es war zwar eine Betreuungsperson für mich zuständig, diese hatte aber kaum Zeit für mich, war an zwei Tagen pro Woche sogar komplett abwesend, hat mir nicht zugehört und war ständig abgelenkt. Ich erhielt kaum Unterstützung in meinem Lernprozess und wurschtelte vor mich hin, weil ich es nicht besser wusste, ich nicht nachfragen konnte und mir auch niemand irgendeine Rückmeldung gab.»
Es ist fragwürdig, wenn bei einem tiefen Lohn bei Praktikant*innen mit dem didaktischen Mehrwert argumentiert wird, den sie in ihrer Anstellung erhalten sollen, diesen dann aber nur ungenügend oder kaum erhalten. Des Weiteren ist es für die Studierenden schwierig während des Praktikums, das nur einige Monate dauert, sich Unterstützung zu holen oder sich gar zu beschweren. Bei Praktika während des Studiums ist es zum Teil eine Voraussetzung für den weiteren Studienverlauf, das Praktikum zu bestehen. Das macht es für Student*innen nicht einfach, für ihre Rechte einzustehen. Deshalb fordern wir, dass Praktika eine pädagogische und professionalisierende Dimension haben müssen. Auch die Hochschulen sollten ihren Studierenden in solch schwierigen Situationen zur Seite stehen und ihre Verantwortung wahrnehmen, wenn Arbeitgebende dies nicht tun.
* Der Name wurde geändert.